„Technologie soll uns das Leben einfach machen. Sie soll funktionieren, ohne dass wir uns mit ihr beschäftigen müssen“, sagt Amir Humanfar. Gemeinsam haben die Brüder Ali Reza und Amir Humanfar 2017 in Berlin die HUM Systems gegründet. Ihre Mission: Die Demokratisierung von Smart Living. Es soll so einfach sein, dass jeder mit der Technik damit klarkommt, jedem Anwender das Leben leichter macht.
Karl Kramer, 52 aus Berlin (Name von der Redaktion geändert) zum Beispiel überwacht mit der Livy Alive nicht nur seine Ferienwohnung auf Mallorca. Er hat bei seiner inzwischen gebrechlichen Mutter eine weitere Station installiert, seit diese das erste Mal in ihrer Wohnung gestürzt ist.
Ein intelligenter Algorithmus erkennt auch Abweichungen vom Normalverhalten. Folgt bei der alten Frau Kramer auf eine Phase der Aktivität, die mitten im Zimmer endet, eine lange Phase der Inaktivität, alarmiert Livy Alive den Sohn. Der kann per App über die eingebaute Kamera nach dem Rechten sehen. Über das integrierte Sound System ¬– eine Kooperation mit dem bekannten Boxen-Hersteller Teufel – kann Karl Kramer im Zweifel direkt nachfragen, ob tatsächlich alles in Ordnung ist. Springt bei der Mutter – oder in der Ferienwohnung – ein Rauchmelder an, erhält Kramer Junior einen Alarm.
Denn der Algorithmus in Livy Alive erkennt konventionelle Rauchmelder in der Nähe. Wenn die auslösen, schickt die Box einen Alarm. „Auf diese Weise machen wir Rauchmelder smart“, erklärt Entwickler Reza Humanfar.
Mit der Marke Livy, einem intelligenten Rauchmelder und dem Europäischen Stromversorger Vattenfall als Großabnehmer im Hintergrund, haben die Brüder 2017 in Berlin ihr Unternehmen gestartet.
Mit seinem Hintergrund in der Medienbranche kümmert sich Amir um die User Experience. Er ist der Geschichtenerzähler, der darauf achtet, dass der Nutzen im Vordergrund steht und dass die hochkomplexen technischen Produkte, die sein Bruder Reza entwickelt, für die Nutzer mit positiven Emotionen besetzt sind. Das, was Marketingspezialist Amir das Wohlfühlerlebnis nennt.
„Das gesamte Thema Smart Home und Smart Living ist für normale Konsumenten viel zu komplex“, resümiert der CMO (Chief Marketing Officer): Zu viele Connectivity Standards. Zu viele technische Details. Schlecht abgestimmt Hard- und Software. Aufwändige Installation. Für Anwender sei das alles nicht nachvollziehbar.
Deshalb denkt das HUM-Team nicht in Sensoren, sondern in Anwendungen: Ein Kombisensor, der auch die Luftfeuchtigkeit überwacht, macht es möglich Schimmelbildung vorzubeugen. Für Ferienwohnungsbesitzer wie Karl Kramer eine durchaus interessante Option.
Für Amirs Bruder Reza – das „technische Gehirn des Unternehmens“ – hat die Reise ins Internet der Dinge (IoT) 2011 begonnen, als der studierte Informatiker bei einem Anbieter von intelligenten Stromzählern die ersten Projekte realisierte.
Gemeinsam wollten die Brüder ein IoT Device auf den Markt bringen, das „eine gesetzliche Grundlage hat“. Die Rauchmelderpflicht kam zur richtigen Zeit: „Wir haben einen Rauchmelder entwickelt, der mehr kann. Den Anwender per Smartphone App steuern können, in den Luftsensoren und Bewegungsmelder integriert sind.“
Die Idee pitchte Reza bei Vattenfall und die sagten die Abnahme größerer Stückzahlen zu für den Fall, dass es gelänge, das Produkt zur Serienreife zu entwickeln.
Der Beginn einer Erfolgsgeschichte: Bis heute hat Vattenfall rund 50.000 Geräte an seine Kunden ausgeliefert. Das Geschäftsmodell: Kostenfreie Hardware, Mehrwertdienste im Rahmen eines Stromvertrages sowie ergänzende Services zum Vorteilspreis.
Schon bald dachten die Brüder Humanfar über intelligente Rauchmelder hinaus. Die Gründe: Aufwändige ISO-Zertifikationen, ein dicht besetzter Markt und der Umstand, dass in erste Linie Vermieter Rauchmelder anschaffen, um ihrer gesetzlichen Pflicht zu genügen, sich aber nicht für zusätzliche Dienste interessieren.
User Experience, Design und ein überragender Service – das sind die Erfolgskriterien, möchte man das Zuhause deutscher Bürger erobern.
Heute ist Livy Alive mit einer Vielzahl an Sensoren ausgestattet: Ein Bewegungssensor auf Basis von Radar-Technologie, ein kombinierter Temperatur-, Luftfeuchte- und VOC-Sensor, der verschiedene gefährliche Gase erkennt. Ein LUX- sowie Ein CO-Sensor. Letzter ist ein wichtiges Feature für Anwender wie Karl Kramer. Denn in der Wohnung seiner Mutter sorgt eine Gas-Therme für Heizung und Warmwasser.
Eine Kamera mit Super-Weitwinkelobjektiv ist das Auge der Station. Infrarot LEDs mit automatischen IR-Filter stellen sicher, dass es auch im Dunkeln sehen kann. Lautsprecher und fünf Mikrofone sind Mund und Ohren.
Neben der üblichen WLAN und Bluetooth Connectivity ist in jeder Box ist eine M2M eSIM von A1 Digital verbaut. Derzeit arbeiten die Geräte mit LTE, sind aber in Richtung 5G offen. „Der Mobilfunk ist ein Sicherheitsfeature: Auch wenn die konventionelle Internetverbindung verloren geht, oder der Strom ausfällt ist der Anwender geschützt, weil die Alarme aktiv bleiben.“
Die ideale User Experience beginnt bereits beim Auspacken: Ein Drucksensor schaltet Livy Alive an und stellt per LTE den Connect zum Back-End her, sobald es der Anwender aus der Verpackung nimmt. „Der Anwender muss die Box nur noch an der Wand anbringen und mit dem Stromnetz verbinden“, erklärt Amir Humanfar. Und auch das geht dank der mitgelieferten magnetischen Wandhalterung ganz einfach. Zusätzlich bietet HUM Systems seinen Kunden einen Installationsservice an, den sie buchen können.
Ab Werk sind nicht alle Sensoren und Dienst live geschaltet. „Das würde die meisten User schlicht überfordern. Über die App können sie die Dienste, die sie benötigen, ganz einfach und komfortabel selbst aktivieren“, betont Amir Humanfar. Oder je nach Bedarf wieder deaktivieren. Wie Karl Kramer, der seine Livy Alive auf Mallorca mit einem Datenpaket als Router nutzt, solange er den Urlaub auf der Insel verbringt. Reist er ab, aktiviert er lediglich die Alarmfunktion.
„Genau darum geht es: Livy Alive passt sich der Situation seines Besitzers an. Ganz egal, ob Ferienwohnung, Pflegeappartement oder Kinderzimmer“, unterstreicht Amir Humanfar.
„IoT- und Managed Connectivity Lösungen sollten auch für den Hersteller und Betreiber automatisiert und einfach implementierbar sein. Durch die vielen umgesetzten Kundenprojekte können wir vielfältig unterstützen. Angefangen mit einem Workshop bis zur Unterstützung bei der Entwicklung der Devices und der Plattform. “, weiß Anett Gilles, Senior Key Account Manager Enterprise bei A1 Digital.
Deshalb erledigen automatisierte Prozesse mehr als 90 Prozent aller Hintergrunddienste. Das beginnt bei der Registrierung der Stations ab der Inbetriebnahme. Es gilt für einen Großteil aller Verwaltungstätigkeiten. „Denn 50.000 Geräte von Hand zu betreiben ist schlicht unmöglich.“ SmartHome ist ein Massenmarkt mit wenig Raum für manuelle Eingriffe. Der Kostendruck ist bei hohen Stückzahlen enorm hoch.
Auch wenn Anwender in Echtzeit Dienste aktivieren, kostenpflichtig buchen oder deaktivieren, wickeln automatisierte Dienste alle Tätigkeiten im Hintergrund ab.
„Als IoT-Spezialisten haben wir den Anspruch, die Prozesse und Business Cases unserer Kunden zu verstehen und bei deren effizienter Umsetzung zu unterstützen. Das ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal. Schließlich sind dies geschäftsrelevante Applikationen, die mit A1 Digital Lösungen betrieben werden. Die Kundenzufriedenheit ist uns sehr wichtig, dazu zählen auch die Kunden unserer Kunden. Wo A1 Digital drin ist, muss alles perfekt funktionieren“, betont Anett Gilles.